Künstler


Gabriele Zink

ICH? - AH GEH!

Regie: Christian Bronder
Text: Volkmar Staub

Eine arbeitslose Schauspielerin startet durch!
Sie begreift, dass es auf dem Arbeitsmarkt hauptsächlich darum geht anderen etwas vorzumachen. Nun kann sie ihre Schauspielerei endlich gewinnbringend einsetzen. Schein - oder Nichtsein, das ist keine Frage. Sie gründet eine Ich AG "Piranja" und entwirft mit entfesselter Kreativität neue exotische Jobs, die dermaßen einschlagen, dass sie sämtliche Freundinnen als Aushilfsaushilfsaushilfen einstellen kann. Nach und nach wird sie zur Vorzeige-Ikone des Arbeitsmarkts. Eine unglaubliche Karriere beginnt ... Skurille Szenen, Dialoge und Tagträume einer Rollenfachverkäuferin.

 

Presse

"Gnadenlose Klarheit des Scheins"

Zwischen Arbeitslosenkartei und Verkaufswahn:
Gabriele Zink spiegelt ungeschönt die Berufswelt wider, auch die des Theaters

DENZLINGEN. Seid realistisch, fordert die Utopie! Die Botschaft von Gabriele Zink alias Verena Schenk ist eindeutig: Wer in der Realität ankommen will, der muss anders, der muss quer denken. Nicht zuletzt, weil die Realität so verquer ist. Auf diese Denkreise nimmt die 43-jährige Schauspielerin am Samstagabend in der Rocca mit. "Ich? – Ah Geh!" lautet der mehrdeutige Titel des ersten Soloprogramms der Württembergerin, die in Freiburg lebt.

„Handy aus“ ist man versucht zu rufen, als Gabriele Zink mitten im Publikum ihr Programm beginnt. Geschäftig verhandelt sie mit der Unbekanntem am anderen Verbindungsende, dabei langsam der Bühne zustrebend. Ganz Karrierefrau, im hellgrauen Hosenanzug, darunter, nur bescheiden die Figur betonend, ein schwarzes Top. Sachlich, bestimmt, tritt sie als Verena Schenk auf.

Die Frau, die es geschafft hat, von der Opferrolle der arbeitslosen Schauspielerin im Arbeitsamt zur Ikone der Arbeitsvermittlung zu werden. Und bei der am Ende die bürokratischen Jobdealer auf der Stecke bleiben. Wie ihr das gelungen ist, sich eben nicht „im Scheitern einzurichten“, lässt sie locker Revue passieren und teilt dabei heftig aus. Mit einer Derbheit, die für eine weibliche Schauspielerin ungewöhnlich ist. Aus der Feder von Volkmar Staub stammen die zuspitzenden Texte.

Abgerechnet wird zuerst mit der eigenen Zunft. Dem Theatergeschäft, das mehr und mehr den „Tabubruch um des Tabubruchs willen“ in den Vordergrund spielt. Nicht Kunst der Provokation, sondern Provokation selbstverliebt. Da hat man es als Aktrice über 40 wahrlich nicht leicht, wenn einem das Penetrieren und Urinieren auf der Bühne über ist, wie auch das Anbiedern bei Intendanten. Bleiben beim Abstieg die freischaffenden Theatergruppen, kleine Engagements in Soaps und die „Zweitbesetzung beim Tatort – als Leiche – wenn die Erstbesetzung verschnupft ist oder überraschend stirbt“.

Der Wandel erfolgt beim Coaching, bei dem auch der Rest des altgriechischen Humanismus, den Schauspieler in sich tragen, flöten geht und schnell begriffen wird: Du musst ein Schwein sein. Denn schließlich „trügt nicht der Schein –der Schein ist alles“. So we4rden schnell Arbeitsplätzchen gebacken, bei denen es vor allem darum geht, verkaufen zu können. „In erster Linie sich selbst“. Kreativität ist gefragt, wenn es darauf ankommt, sich die Welt und neue Jobs zu designern. Wenn es auch nur ist, „bei Ebbe Land zu verkaufen“.

Die Tür steht allem offen, und dieses weite Feld nutzt Gabriele Zink als Verena Schenk weidlich, um ihre schauspielerischen Fähigkeiten auszuspielen. Vor allem, wenn sie in schnellen Dialogen die Rollen wechselt, zwischen Jungfrau von Orleans und sächselnder Arbeitsamtberaterin hin- und herspringt, mal eine Lidl-Verkäuferin gibt, eine smarte Mädchenhändlerin, die Performance lernenden Priester oder eine türkische Putzfrau. Ergänzt wird dieser temporeiche Rollenwechsel durch inhaltlichen Biss, der dort fest zufasst, wo es richtig wehtut.

Gnadenlos, zynisch, provokant wird die Realität seziert, wobei sich erahnen lässt, dass die Akteurin durchaus auch autobiographische Erfahrungen Raum gibt. "Ich? – Ah Geh!" ist ein heftiges Programm, das an Deutlichkeit nichts vermissen lässt und bis zum Schluss von Klarheit lebt. „Fantasie statt Fantasialand, Lust statt verordnete Lustigkeit“, darauf hat man nach einem Abend mit Gabriele Zink so richtig Lust.

(Von Markus Zimmermann-Dürkop, Badische Zeitung, April 2007)

 

"Kabarett? Publikumsfortbildung!"

Bitterböse und provokant:
Gabriele Zink als arbeitslose Schauspielerin im Theater am Turm

Zynisch und schrill, schwarzhumorig und urkomisch war die Vorstellung, die Gabriele Zink im Theater am Turm in VS-Villingen ablieferte. "Ich? - Ah Geh!" heißt das kabarettistische Solo-Programm der Freiburger Schauspielerin, hinter dem sich ein sprach- und phantasiegewaltiger Rundumschlag durch die unsere gesellschaftliche Gegenwart verbirgt. Roter Faden ist der Aufstieg einer arbeitslosen Schauspielerin zur Beraterin von Angie Merkel; das Publikum war begeistert.

Ein Standard-Klingelton macht die Zuschauer wach, manche zucken schuldbewusst zusammen. Das bekannte Geräusch ist leicht zu orten, es gehört zu Gabriele Zink, die sich aus den Publikumsreihen erhebt, grauer Hosenanzug, Handy am Ohr, businesslike. Mitten im Leben und haarscharf daran vorbei, mit gleichwohl hohem Wiedererkennungswert: So machte sich die Mittvierzigerin mit dem Publikum bekannt und zwar als Schauspielerin Verena Schenk aus Freiburg. Parallelen zwischen der eigenen Geschichte und der des Alter-Ego auf der Bühne sind Teil der szenischen Strategie (Regie: Christian Bronder, Text: Volkmar Staub) und erhöhen die Authentizität.

Die Schauspielerin, die nur noch als Zweitbesetzung der Leiche im Tatort gefragt ist, findet sich im Freiburger Arbeitsamt wieder. Hier findet sie endlich einen Weg, ihre angestammten Qualifikationen im wahren Leben einzusetzen, der Wandel von frustrierter Job-Sucherin zur erfolgreichen Job-Designerin beginnt.

Das gibt Gabriele Zink in der Tat die ideale Gelegenheit, mit ihrer Verwandlungsfähigkeit zu glänzen, sekunden-schnell und mühelos springt sie zwischen den Rollen hin und her. Gabriele Zink will provozieren, will die Leute nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken bringen, glücklicherweise ist beides vereinbar.

Sprechende Gestik und karikierende Mimik unterstreichen die Wortbilder, die aus dem Alltag entspringen, eine Collage aus Überzeichnungen mit wahrem Kern. Der Schein trügt nicht, er ist das Wichtigste und dann die bittere Erkenntnis beim morgendlichen Blick in den Spiegel: Vielfaltig statt vielfältig, "Brot kann schimmeln, du kannst nichts."

Das ändert sich dank der Gehirnwäsche bei Eingliederungsmaßnahmen des Arbeitsamts, Verena Schenk gründet die Ich-AG "Piranja", erfindet maßgeschneiderte Jobs für ihre Freundinnen und hat auch Ideen für die Theatergäste. Sie reichen von Gammelfleisch-Designer über Hundepsychologin zum spezialisierten Cleaning-Manager, "du könntest Kaugummi vom Pflaster kratzen, du siehst so geschmeidig aus."

Die Krönung dieser Bilderbuchkarriere führt ins Kanzleramt und zum Vorschlag, flächendeckend Kokain in deutsche Wasserleitungen zu kippen, um die Leistungen zu steigern. Alles nur Theater im Theater, erfährt das Publikum zum Schluss, in Wirklichkeit wurde Verena Schenk vom Arbeitsamt als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zur Publikumsfortbildung beauftragt: "Sie können sich Ihren Anwesenheitsschein an der Kasse abholen".

(Christina Nack , Südkurier, 24.04.2007)

 

"Publikum favorisiert schwarzes Kabarett "

Gabriele Zink erhält Preis der 2. Vohenstraußer Kabarett-Tage – Zwei hochklassige Abende

"Sind wir froh, dass wir nicht wählen müssen", betonten die Veranstalterinnen, die "Schrägschrauben" Monika Helmstreit und Regina Diegel, am Samstag immer wieder. Denn das Publikum der 2. Vohenstraußer Kabarett-Tage in Schloss Friedrichsburg hatte nach zwei hochklassigen Kabarett-Abenden die Qual der Wahl zwischen der Survival-Comedy von Andrea Witschi, dem literarischen Kabarett von Sarah Hakenberg, dem Musikulk von Stefanie Seeländer und Uli Schmid sowie harscher Gesellschaftskritik von Gabriele Zink.

Allererstes Soloprogramm

Die 150 von allen Darbietungen begeisterten Zuschauer des Samstagabends gaben dem politischen schwarzen Kabarett mit "Ich? - Ah, geh!" den Vorzug. Nun nimmt die über ihren ersten Preis hocherfreute Gabriele Zink für ihr allererstes Soloprogramm die Trophäe und 1000 Euro mit nach Freiburg. Am Freitagabend hatten sich in zwei Schlossräumen je 50 Zuschauer erste Eindrücke der aus 60 Bewerbern von den Gastgeberinnen, den "Schrägschrauben", ausgesuchten Finalisten gemacht. Am zweiten Abend ging es in ausgeloster Reihenfolge nach einem grandiosen Warm-up durch die "Schrägschrauben" auf Pezzibällen "um die Wurst".

In "Aut von Helvetien" sorgte die Schweizer Comedy-Ulknudel Andrea Witschi mit Körperbeherrschung und Klimbim für bunten Trubel als "Testreisende" in Ägypten. Herren aus der ersten Reihe wurden immer wieder zu ihren geduldigen Opfern und mussten nicht nur den Putzfimmel mit der Fusselrolle über sich ergehen lassen.

Mit ihren Manuskriptblättern in der Hand amüsierte die literarische Kabarettistin Sarah Hakenberg ihre Zuschauer genauso intensiv. Die zierliche Berlinerin erntete herzhafte Lacher für ihre Kurzgeschichten über ihre ("bis jetzt") 206 verflossenen Geliebten unter dem Titel "Knut, Heinz, Schorsch und die anderen …". Mit niedlichem Auftreten machte die unerschrockene Hakenberg auch nicht vor den Dingen halt, "über die man niemals spricht". Als kapriziöse Bühnendiva in türkisfarbenem Topflappenkleid führte sich Stefanie Seeländer (mit Babybäuchlein) auf, am Keyboard vom stoisch gelassenen Ulrich Schmid begleitet. Das Duo aus Hannover stand für seichte Unterhaltung, setzte sein Highlight mit der mobilen Showtreppe und zwei Herren aus dem Publikum, die das Corps de ballet zu ersetzen hatten.

Für tiefen Eindruck sorgte die arbeitslose Schauspielerin Verena Schenk, dargestellt von der extrem bühnenpräsenten und herb-femininen Gabriele Zink in ihrem Programm "Ich? - Ah, geh!" (Text: Volkmar Staub, Regie Christian Bronder). Die 44-jährige, erfahrene Profi-Schauspielerin bot als "Rollenfachverkäuferin" dem Publikum nach kurzer Persönlichkeitsanalyse 1-Euro-Jobs an und erklärte sich "als Frau hinter Angela Merkel" für den Aufschwung verantwortlich.

"Wie wird man Päpstin?"

Sie verwandelte sich per Kopftuch in die türkische "Aische" ("wolle nur putze-putze") und analysierte den maroden Betrieb in den Arbeitsagenturen: Nicht nur Zinks Doppelrolle bei der Deklamation deutscher Klassiker vor einer begriffsstutzigen sächsischen Angestellten ("No, speelen Se doch mol was vor!") war hier preisverdächtig. Auf Zinks Antwort auf die Frage "Wie wird man Päpstin?" darf man gespannt sein.

(Anastasia Poscharsky-Ziegler)

 

Vita Gabriele Zink

geb. 21.09.1963 in Mengen / Württemberg

1987/88 Produktionen der Schauspielschule Freiburg

• Magd Mary in: "Die kahle Sängerin" (Ionesco) / Regie: Andrea Moll
• Garçon in: "Bei geschlossenen Türen" (Sartre) / Regie: Andrea Moll

1989-1993 Städtische Bühnen Freiburg

• Chor der Frauen von Argos in: "Orestes" (Euripides) / Regie: Günther Gerstner
• Hedwig in: "Hanneles Himmelfahrt" (Hauptmann) / Regie: Pavel Mikulastik
• Schauspielerin in: "Sechs Personen suchen einen Autor" (Pirandello) / Regie: Günther Gerstner
• Mann IV in: "Schauspieler" (Schleef) / Regie: Günther Gerstner
• Nachbarin in: "Die wundersame Schustersfrau" (Lorca) / Regie: Jürgen Kruse
• Alois in: "Der Austritt des Dichters Robert Walser aus dem literarischen Verein" (Walser / Regie: Paul Burian
• Aymineh in: "Das Hirtenmädchen Aymineh" (Mehring) / Regie: Wolfram Mehring

1994 Theater im Marienbad / Kinder- und Jugendtheater in Freiburg

• Babuschka / Hofschranze in: "Der Teufel mit den drei goldenen Haaren" (F.K. Wächter) / Regie: Dieter Kümmel

1995 Theater am Halleschen Ufer Berlin

• Joker in: "Man lebe überall und heirate 4700 Hände" (Erpenbeck) / Regie: Mechthild Erpenbeck

1996 Theater Zerbrochene Fenster Berlin

• Klara Glock / Turandot in: "Tod oder Turandot" (Meerkötter) / Regie: Barbara Meerkötter

1997-1999 Nordharzer Städtebundtheater

• Franziska in: "Minna von Barnhelm" (Lessing) / Regie: Klaus-Udo Klix
• Katze Linda in: "Zwerg Nase" (Jordan) / Regie: Henry Klinder
• Huckleberry Finn in: "Tom Sawyer's große Abenteuer" (Heym/Burger) / Regie: Klaus-Udo Klix
• Lumpi / Bisi in: "Linie1" (Ludwig/Heymann) / Regie: Klaus-Udo Klix
• Clown Edu in: "Efeu und die Dicke" (Guindani) / Regie: Henry Klinder
• Mechthild in: "Wilhelm Tell" (Schiller) / Regie: Klaus-Udo Klix
• Betrunkener Fußballfan / Psychologin in: "Wartesaal/Deutschland/Stimmen" (Pohl) / Regie: Klaus-Udo Klix
• Konditor in: "Amadeus" (Shaffer) / Regie: Marcus Everding
• Dolly in: "Annie get your gun" (Berlin) / Regie: Horst Ludwig

1999-2001 Städtische Bühnen Freiburg

• Mutter / Alte Grete / Einhorn in: "Die Geschichte von Ritter Tobias" (Renoldner) / Regie: Christian Bronder
• Die Chinesin in: "Nixon in China" (Adams) / Regie: Lynn Binstock
• Sandmann / Sturm in: "Peterchens Mondfahrt" (Böhack/Pröhl) / Regie: Inken Böhack

1999-2001 Harzer Bergtheater Thale

• Miss Sophie in: "Dinner for one" / Regie: Mario Jantosch
• Die mystische Frau in: "Der Zauber des Merlin" (Torsten M. Hujak) / Regie: Marion Jantosch

2002-2008 Wallgrabentheater Freiburg

• Ortensia in: "Manola" (Margaret Mazzantini) / Regie: Isabel Rothe
• Emilie in: "Die Baronin und die Sau" (Michael Mac Kenzie) / Regie: Cihan Inan
• Amme / Tybalt in: "Romeo und Julia" (Shakespeare) / Regie: Dirk Schroeter
• Penelope in: "Ein unglücklicher Zufall" (James Saunders) / Regie: Hans Poeschl
• Dejanira in: "Mirandolina" (Peter Turrini) / Regie: Robert Klatt
• Frau / Assistentin / Türke /Josefine / Patientin in: "Groß und Klein" (Botho Strauß) / Regie: Robert Klatt
• Güldenstern in: "Hamlet" (William Shakespeare) / Regie: Hans Poeschl
• Verena Schenk in: "ICH? – AH GEH!" (Volkmar Staub) / Regie: Christian Bronder
• Mehrere Figuren in: "Ping-Pong" (Michael Frayn) / Regie: Robert Klatt
• Alice in: "Falsche Schlange" (Sir Alan Ayckbourn / Regie: Peter W. Hermanns

2006 Vorderhaus Freiburg

• Verena Schenk in: "ICH? – AH GEH!" (Volkmar Staub / Regie: Christian Bronder

 

Musik / Gabriele Zink

1986-1993

• Sängerin und Trompeterin in der Damentanzkapelle "Highlights"
• Auftritte in ganz Deutschland und der Schweiz u.a. in TV und Radio

1998 Landestheater Mecklenburg Neustrelitz

• Bühnenmusik zu Hedda Gabler / Regie: Mechtild Erpenbeck